Otto Maus  
  Otto Maus

Matrosengefreiter

Otto Maus

Mittelartillerie 15 cm StB III

* 6.9.1919 in Schönebeck (Provinz Sachsen) - † 22.4.1986

Matrosengefreiter  
Otto Maus Deutschland (1919)

Deutschland (1919)

Quelle:

Bundesarchiv-Militärarchiv Koblenz

1 Es ist erstaunlich, daß Otto Maus mit dieser ansteckenden Krankheit nicht in ein Lazarett an Land verlegt wurde, womöglich geschah dies aus Zeitmangel und fehlendem personellen Ersatz

Otto Maus aus der preußisch-sächsischen Stadt Schönebeck an der Elbe erblickte am 26. September 1919 das Licht der Welt. Nach Abschluß seiner Schul- und Lehrzeit meldete er sich freiwillig zum Dienst in der Kriegsmarine und wurde am 1. April 1940 eingezogen. Nach der Grundausbildung bei der 11. Schiffsstammabteilung in Stralsund wurde er zum Besatzungsstamm des neuen Schlachtschiffes Bismarck kommandiert. Die erste Zeit im neuen Kommando verbrachte er auf dem Wohnschiff New York, bis er schließlich im August 1940 in Hamburg an Bord ging. Otto Maus wurde eine Gefechtsstation im 15 cm Turm StB III zugewiesen wo er als Befehlsübermittler tätig war. Für ihn war das Unternehmen „Rheinübung“ die erste Feindfahrt und es hätte nicht viel gefehlt und er wäre gar nicht mit gefahren, denn Otto Maus hatte sich mit Scharlach infiziert und lag im Schiffslazarett als die Bismarck auslief.1 Mit viel Glück überlebte er den Untergang seines Schiffes wenige Tage später. Noch während des Gefechtes war er nach eigenen Angaben über Bord gespült worden und hatte sich mit mehreren Kameraden auf ein Floß retten können. Am Abend des 28. Mai, nach eineinhalb Tagen im kalten Atlantik, wurde Otto Maus zusammen mit dem Maschinengefreiten Walter Lorenzen von dem deutschen Wetterbeobachtungsschiff Sachsenwald gerettet. Zurück auf festem Boden wurden sie und drei weitere von dem deutschen Unterseeboot U 74 gerettete Besatzungsmitglieder zu der Unternehmung und dem Untergang ihres Schiffes befragt. Otto Maus gab zu Protokoll:



2 Das Lazarett lag in der Abteilung XV an Oberdeck, in der Abteilung XVI im Zwischendeck befand sich an Backbord- und Steuerbordseite je ein Schlafraum für seemännische Unteroffiziere der zugleich als Lagerraum für Verwundete genutzt wurde. Vermutlich meinte Otto Maus das Lazarett an Oberdeck.

„Freitag, den 23.5.41:

Ich befand mich als Scharlachkranker auf dem Wege der Besserung im Zwischendeck, Abteilung XVI, im Lazarett2. Nachmittags wurde durch die Lautsprecheranlage bekanntgegeben, dass zwei feindliche Kreuzer in Sicht gekommen seien und das Feuer eröffnet hätten. Vom Schießen des eigenen Schiffes nahm ich nichts wahr. Nach etwa zwei Stunden erfuhr ich von Kameraden, dass die feindlichen Schiffe wieder außer Sicht gekommen wären und wir mit 29 sm führen. Dann geschah nichts weiter, die Nacht blieb ruhig.

Sonnabend, den 24.5.41:

Am Sonnabend gegen 0500 Uhr morgens wachte ich auf, als durch die Lautsprecheranlage bekanntgegeben wurde, dass zwei Schlachtschiffe und zwei Kreuzer in Sicht kämen. Gleichzeitig wurde Alarm gegeben. Nach einigen Minuten wurde vom Feind das Feuer eröffnet. Kurz darauf begann auch Bismarck das Feuer zu erwidern. Einige Minuten später kam durch die Lautsprecheranlage: ‚Ein englisches Schlachtschiff, wahrscheinlich Hood, ist soeben durch Explosion vernichtet. Das andere Schlachtschiff hat zwei Treffer erhalten und dreht ab‘. Bis Mitternacht erfuhr ich von den Geschehnissen nichts weiter und bemerkte auch keine Änderung in der Fahrt des Schiffes.

3 Der vordere Gefechtsverbandsplatz befand sich in der Abteilung XVII.

4 Kurt Kirchberg war kein Wachhabender Offizier sondern der Schmarting

Mittags gegen ½ 12 Uhr wurde ich mit fünf anderen Kameraden die mit mir im Lazarett lagen, zum vorderen Verbandsplatz, Abteilung XVI, Zwischendeck3 gebracht. Als ich da ankam, erzählte mir der Sanitätsobergefreite Wagner, dass wir zwei Treffer bekommen hätten. Ein Treffer in Abteilung XXI, die voll Wasser gelaufen sei. Der zweite Treffer sei durch das Verkehrsboot an Steuerbordseite durchgeschlagen ohne weitere Beschädigungen anzurichten. Wir hätten einen Schwer- und vier Leichtverletzte. Bei der Visite durch den Stabsarzt Krüger sagte dieser zu mir: ‚Maus, Sie können wieder auf Ihre Gefechtsstation gehen, es wird Ihnen doch mehr Spaß machen als hier.‘ Ich nahm daraufhin meine Sachen, brachte sie in mein Wohndeck – Abteilung X Backbord – und begab mich, nachdem ich alles verstaut hatte, etwa um 1400 Uhr auf meine Gefechtsstation Mittelartillerie Steuerbord 3. Auf Gefechtsstation hatten wir die Aufgabe, unter halbstündlichem Wechsel am Peilfernrohr auf U-Boote und Flieger scharf Ausguck zu halten. Das Wetter war klar, gegen Abend wurde es diesig. Wie ich hörte, fuhren wir mit 27 sm. Von 1600 Uhr bis 1820 Uhr wurden wir zum Essen und Schlafen auf Kriegsfreiwachschlafplatz, Abteilung X, Steuerbordseite Batteriedeck, abgelöst. Um 1820 Uhr war ich wieder auf meiner Gefechtsstation. So etwa um 2000 Uhr bis 2100 Uhr wurde wieder Alarm gegeben. Vom vorderen Stand wurde durchgegeben, mehrere Torpedoflugzeuge greifen an Backbordseite an. Daraufhin machten wir befehlsgemäss Zonenmunition fertig. Unser Turm schoß in Richtung 75 Grad. Ich beobachtete das Absacken eines eindeckigen beziehungsweise doppeldeckigen Flugzeuges. Darauf wurde mit sämtlicher Flakabwehr in Richtung 90 Grad geschoßen. Ich beobachtete, dass das Flugzeug ein Torpedo abwarf. An einer leichten Erschütterung in unserer Nähe merkte ich, dass dieser Torpedo das Schiff traf. Das Gefecht mit den Flugzeugen setzte sich bis nach Mitternacht fort. Von mir selbst wurde weiter nichts beobachtet. Durch das Leitertelefon hörte ich nach Beendigung des Gefechts, dass der Angriff von etwa 18 Flugzeugen ausgeführt wäre und dass auf uns 18 Torpedos abgeschossen worden seien. Davon sei einer ein Treffer gewesen, der am Panzer, Abteilung VIII, abgeprallt und bei Abteilung X Steuerbord explodiert sei. Durch den Luftdruck wurde der W.O., Oberbootsmann Kirchberg4 gegen die Flugzeugschleuder geworfen und getötet. Die Flak auf dem Aufbaudeck wurde durch eine Wassersäule vollständig unter Wasser gesetzt.

Sonntag, den 25.5.41:

Im weiteren Verlauf der Nacht ereignete sich nichts. Gleich nach dem Gefecht wurde durch das Leitertelefon durchgegeben: ‚Die ganze Besatzung gratuliert dem Flottenchef zu seinem Geburtstag.‘ Ich wurde dann abgelöst und schlief auf Gefechtsstation bis etwa 0700 Uhr morgens. Am Sonntagmorgen war schönes Wetter: Wir gingen alle aus dem Turm heraus um etwas Luft zu schnappen. Wir hatten sehr hohen Seegang. Am Sonntagvormittag sprach der Flottenchef zur Besatzung. Da ich gerade einen Besorgungsgang zu machen hatte, hörte ich bei meiner Rückkehr nur noch die letzten Worte: ‚Wir siegen oder sterben‘. Die Kameraden erschienen mir niedergeschlagen und sagten, der Flottenchef hätte schön gesprochen, sie hätten aber seinen Worten entnommen, dass wir schon verloren wären. Am Sonntagnachmittag wurde auf dem Flugzeugdeck ein zweiter Schornstein gebaut. Ich beobachtete, wie man versuchte, die Abteilung XXI leer zu pumpen. Ein Maschinist erzählte uns, dass wir zur Fahrt bis zur Küste noch genügend Öl hätten, dass das Öl aber von vorn nach achtern gepumpt würde zur Wiederherstellung der Gleichgewichtslage. Ich hörte von einem Kameraden, dass wir auch die beiden Buganker fortgeworfen hätten. Weiteres habe ich am Sonntag nicht erlebt. Auch in der Nacht zum Montag ereignete sich nichts Besonderes.



5 Mit Steuerbord 3 beschreibt Maus den hinteren 15 cm Turm an Steuerbordseite – seine Gefechtsstation.

6 Der Angriff erfolgte nur durch Zerstörer. Versenkt oder in Brand geschossen wurden diese nicht, auch wenn so gemeldet.

Montag, den 26.5.41:

Montagmorgen erhielten wir den Befehl, die Turmdecke gelb anzustreichen. Nach kurzer Zeit wuschen die Brecher die Farbe wieder ab, worauf ein weiterer Anstrich aufgegeben wurde. Nur auf den Decken der schweren Türme hielt sich die Farbe. Ich ging einen Augenblick an die Luft auf die Backbord-Schanz. Da sah ich wie ein feindliches Flugboot von achtern aufkam, aber durch das Feuer unserer Flak sofort zum Abdrehen gezwungen wurde. Am Nachmittag ereignete sich nichts Besonderes. Am Abend, gegen 2100 Uhr, wurde Fliegeralarm, Angriff von Torpedoflugzeugen durchgegeben. Die Flak schoss und stellte nach einiger Zeit das Feuer ein. Nach kurzer Zeit erfolgte ein neuer Angriff. Ungefähr eine Stunde später spürten wir kurz hintereinander zwei heftige Erschütterungen. Durch das Leitertelefon wurde durchgegeben, dass ein Torpedo Abteilung II getroffen hätte. Kurze Zeit darauf, dass ein zweiter Torpedo Abteilung VIII getroffen hätte, und die achtere Rechenstelle ausgefallen sei. Wir bekamen durch das Leitertelefon den Befehl: ‚Steuerbord 35 Handruderraum besetzen!‘ Wir gingen von unserer Gefechtsstation zur Abteilung II und öffneten das Panzerluk. Wir konnten nicht hinein, weil in der Abteilung etwa 50 cm Öl stand. Wir schlossen das Luk wieder und kehrten zu unserer Gefechtsstation zurück. Wir machten Meldung an vorderen Stand und Rechenstelle, dass Handruder wegen Öleinbruch nicht besetzt werden konnte. Ich übernahm wieder das Leitertelefon und Ausguckposten. Darauf wurde der Befehl gegeben, dass Steuerbord 2 und 3 achtern in Abteilung II auf der Schanz ein Lecksegel ausbringen sollten. Der hohe Seegang machte die Ausführung unmöglich und wir wurden zu unserer Gefechtsstation zurückgeschickt. Ungefähr um Mitternacht wurde durchgegeben, dass ein feindlicher Kreuzer und ein Zerstörer angriffen. Es fand ein Gefecht an Backbord statt: ich hörte durch das Leitertelefon, dass ein Kreuzer und ein Zerstörer versenkt, ein weiterer Zerstörer in Brand geschossen sei.6 Das Gefecht zog sich bis zum Morgen hin. Durch das Leitertelefon wurde uns bekanntgegeben, dass 51 Ju 88 beim Morgengrauen zur Unterstützung da sein würden, ferner vier U-Boote, ein Tanker und ein Schlepper zum Abschleppen. Große Freude: es wurde gesungen. Unser Turmführer versprach uns, sich dafür einzusetzen, dass wir nach dem Einlaufen Urlaub erhielten, er würde gern Tag und Nacht Urlaubsscheine schreiben.

Dienstag, den 27.5.41:

Um 0700 Uhr wurde durch das Leitertelefon mitgeteilt, dass ein englisches Schlachtschiff und ein Kreuzer in Sicht kämen. Die Fahrt des Schiffes betrug an diesem Morgen, wie ich hörte 19 sm. Kurze Zeit darauf begann das Gefecht. An Backbordseite hatten wir das Schlachtschiff, an Steuerbordseite einen Kreuzer mit drei Schornsteinen. Treffer bemerkte ich nicht; nach einiger Zeit gab es einen kleinen Stoß, das Luk sprang auf und ich sah ein Flakgeschütz, 10,5 cm schräg stehen. Wir merkten jetzt, dass das Schiff erheblich Schlagseite nach Backbord hatte. Etwa gegen 9 Uhr kam ein Feuerwerksmaat in unseren Turm und meldete dem Turmführer, dass unsere Munitionskammer brenne und geflutet werden müsste. Die Munitionsmänner kamen auf die Geschützplattform herauf. Darauf befahl der Turmführer den Munitionsmännern den Turm zu verlassen und sich auf Deck zu begeben. Auf Befehl des Turmführers unterbrachen wir das Schießen für kurze Zeit und legten unsere Schwimmwesten an. Wir schossen die letzten zwei Ladungen und begaben uns auf Befehl des Turmführers auf Deck. Dort stand das Wasser 20 cm hoch; ich bemerkte bei unserem Turm eine große Anzahl Gefallener und Verwundeter. Das Schiff machte noch geringe Fahrt, der Gegner schoss weiter, die Treffer lagen meistens im Mittelschiff. Ich lief zur Schanz, musste mich aber mit den Kameraden sehr bald in Deckung begeben, da alle unsere schweren Türme, mit Ausnahme von Turm Dora, noch schossen. Wir befanden uns auf Oberdeck in Höhe der Offiziers-Wohnungen. Die Offizierswohnungen selbst brannten. Fünf Minuten später liefen wir auf die Schanze und begaben uns zum Turm Dora, der zu dieser Zeit schon still stand. Es standen dort etwa mehrere 100 Kameraden, darunter als einziger Offizier, Oberleutnant Kühn, der Turmführer von Turm Dora. Viele waren verletzt, darunter eine Reihe von Gefallenen. Dort blieben wir etwa eine bis eineinhalb Stunden. Zwischendurch sprangen mehrere Kameraden, die Oberleutnant Kühn vergeblich zurückzuhalten versuchte, mit einem Schlauchboot von Steuerbord ins Wasser. Gegen 1100 Uhr wurde jedesmal beim Überlegen des Schiffes nach Backbord, eine große Anzahl von Kameraden von Bord gespült, darunter auch ich. Um diese Zeit stand das Schiff bereits still, schoss jedoch noch immer. Ich wurde schnell nach achteraus getrieben. Nach kurzer Zeit erreichte ich ein von etwa 40-50 Kameraden besetztes bzw. festgehaltenes Floß und hing mich daran. Auf dem Wasser schwamm viel Öl. Ich traf dort den Feuerwerksmaat aus unserem Turm. Wir unterhielten uns und konnten das Schiff auch noch sehen, das noch immer feuerte. Nach etwa einer Stunde konnten wir das Schiff nicht mehr bemerken. Die Entfernung zwischen dem Kreuzer und unserem Schiff schätzte ich, als ich es zuletzt sah, auf drei bis vier Kilometer. Infolge des Schluckens von Ölwasser wurden viele Kameraden ohnmächtig und ließen das Floß los, darunter auch mein Feuerwerksmaat aus meinem Turm. Mit fünf Mann trieb ich ungefähr noch zwei Stunden. Luft und Wasser erschienen uns warm. Nach meiner Schätzung schlug das Floß gegen 1700 Uhr um. Es gelang mir und zwei meiner Kameraden, Maschinengefreiter Lorenzen und einer vom Prisenkommando, das Floß wieder zu erreichen, während die beiden Anderen, ein Mechanikergefreiter und ein Gefreiter vom Stabe, ertranken. In einer Entfernung von 200 - 300 m entdeckten wir ein zweites Floß, besetzt mit fünf Mann. Es gelang uns nicht zu diesem Floß zu kommen. In der Abenddämmerung habe ich es zum letzten Mal gesehen, nur noch mit zwei Mann besetzt. Als ich in der Nacht von einem kurzen Schlaf aufwachte, bemerkte ich, dass der Gefreite vom Prisenkommando weit hintenüber lag und ertrunken war. Wir nahmen ihm die Schwimmweste ab und entfernten die Leiche vom Floß. Wir trieben die Nacht und den folgenden Tag durch. Gegen Abend bemerkte ich eine Rauchwolke und schoss Leuchtkugeln. Dies hatte ich während der verflossenen Nacht hin und wieder schon getan, aber vergeblich. Der Dampfer drehte sofort auf uns zu und nahm uns auf. Es handelte sich um den Dampfer Sachsenwald. Als wir aufgenommen waren, sagte man uns, dass es 2245 Uhr sei. Ich machte den Kapitän auf das zweite Floß aufmerksam, das auch am folgenden Abend gefunden wurde. Das Floß war jedoch leer.“ Das Wetterbeobachtungsschiff Sachsenwald hatte sich bereits auf dem Rückmarsch von einer 50-tägigen Seereise befunden, als es in der Nacht auf den 27. Mai 1941 zum Standort der Bismarck lief. Am nächsten Morgen erreichte die Sachsenwald das Seegebiet und begann die Suche nach Überlebenden des mittlerweile gesunkenen Schlachtschiffes. Leutnant z. S. (S) Wilhelm Schütte der Kommandant der Sachsenwald schrieb später in seinen Bericht: „Wir dampften in großen Schlägen 90 und 270 Grad rechts. Um 1300 Uhr sichteten (wir) dünne Ölstreifen wir fuhren diesen Streifen nach in Nord Richtung. Nach 10 Minuten sichteten wir die Blechtüte einer deutschen Gasmaske, nach weiteren 3 - 4 Seemeilen sichteten (wir) zahlreiche Leichen mit Schwimmwesten, Wrackteile und leere Schwimmwesten. Gleichzeitig sichteten wir 2 U-Boote. Wir fuhren durch das Trümmerfeld hin und her, aber von Überlebenden war nichts zu sehen.“ Nach der erfolglosen Suche setzte das Wetterbeobachtungsschiff seine Suche weiter südlich fort. Vereinzelt stieß die Besatzung auch hier auf Leichen, Schwimmwesten und Wrackteile. Dann hatten sie doch noch Erfolg: „Bei Dunkelwerden um 2225 Uhr sichteten (wir) ganz in unserer Nähe in 2 - 3 Seemeilen Abstand eben an Backbord drei rote Leuchtsterne wir drehten sofort auf die Stelle zu“ schrieb Leutnant z. S. (S) Wilhelm Schütte und berichtete weiter: „ich konnte jetzt durch ein Nachtglas erkennen das es ein Floß mit zwei Mann war. Nachdem wir in Reichweite kamen, war die erste Frage, seit ihr deutsche. Auf die Antwort ja, riefen beide soweit es ihre Kräfte erlaubten Hurrah. Um 2245 hatten wir das Floß längsseits. Die beiden Männer waren stark erschöpft. Sie wurden auf zwei ausgebrachte Jakobsleiter von meiner Mannschaft an Bord gehoben. (Zwei von meinen Männern hatten sich bis zur Wasserlinie auf die Jakobsleiter gestellt.) An Bord wurden die Überlebenden mit trockener warmen Kleidung versehen, das Salzwasser aus dem Gesicht gewaschen und in eine Koje gelegt.

Walter Lorenzen und Otto Maus zusammen mit ihrem Retter Leutnant z. S. (S) Ernst Wilhelm Schütte (Mitte), Kommandant des Wetterbeobachtungsschiffes Sachsenwald, in Paris

Walter Lorenzen und Otto Maus zusammen mit ihrem Retter Leutnant z. S. (S) Ernst Wilhelm Schütte (Mitte), Kommandant des Wetterbeobachtungsschiffes Sachsenwald, in Paris

Da Otto Maus und Walter Lorenzen tags zuvor noch ein anderes Floß beobachtet hatten blieb die Sachsenwald trotz Proviantmangels über Nacht und setzte am nächsten Tag die Suche fort. Dabei stießen sie am Abend auf ein leeres Floß, welches an Bord genommen wurde. Otto Maus, der sich inzwischen etwas erholt hatte, konnte es als ein Floß der Bismarck identifizieren. Damit schwand die Hoffnung noch weitere Überlebende zu finden. In der Nacht begegnete die Sachsenwald dem spanischen Kreuzer Canarias, der ebenfalls zur Bergung Schiffbrüchiger herbei geeilt war, und trat daraufhin selbst den Rückmarsch an. Der schwindende Proviant konnte am kommenden Tag von Vorpostenbooten ergänzt werden. Ohne weitere Ereignisse erreichten sie im Verband am 1. Juni 1941 die Girondemündung. Die zwei Geretteten wurden von einem Motorboot übernommen und nach Royan gebracht, während die Sachsenwald Bordeaux anlief.

7 Seine Heimatstadt Schönebeck an der Elbe lag nach dem Krieg in der DDR

Otto Maus und Walter Lorenzen wurden nach Paris gefahren, wo sie auf die drei anderen von einem U-Boot geretteten Besatzungsmitglieder der Bismarck trafen. Diese befanden sich bereits seit zwei Tagen in der Stadt. Die beiden Neuankömmlinge erkrankten jedoch, wodurch sich ihre Vernehmung durch das Marinegruppenkommando West verzögerte. Nachdem diese schließlich absolviert war wurden die fünf von Generaladmiral Alfred Saalwächter mit dem Eisernen Kreuz 2. Klasse ausgezeichnet. Sie blieben rund zehn Tage in Paris — eine Zeit die Otto Maus nie vergessen werde, wie er in einem Brief wenig später schrieb. Mit einer Ju 52 wurden die fünf nach Berlin geflogen, wo sie Hitler vorgestellt werden sollten, wozu es jedoch nicht kam. Es folgte schließlich ein dreiwöchiger Sonderurlaub in der Heimat. Danach trafen sich die vier (Walter Lorenzen war als Maschinist anderweitig kommandiert) in der Durchgangskompanie in Kiel-Friedrichsort wieder. Für sie ging der Krieg nun weiter. Otto Maus meldete sich zur U-Bootwaffe. Wie sein weiterer Dienst verlief ist leider nicht bekannt. Jedenfalls überlebte er den Krieg und fand im nordrhein-westfälischen Pullheim nahe Köln eine neue Heimat in der Bundesrepublik7. Otto Maus verstarb am 22. April 1986 im Alter von 66 Jahren.

 
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Seemännisches Personal (Mannschaft von M bis Z)

Lese-Tipp

Die Geschichte des Matrosengefreiten Otto Maus können Sie in unserem neuen Buch "Schlachtschiff Bismarck - Das wahre Gesicht eines Schiffes" Teil 1.3 ab der Seite 62 nachlesen.

 
 

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